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Achtung bei den Schachregeln! - Rochade und "en passent" schlagen

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Dieser Artikel spricht vor allem Starter*innen im Schach, sowie Eltern und Lehrkräfte an, die Kindern Schach beibringen wollen, aber selbst nicht so viel mit dem Schachspiel zu tun haben.

Die Fide-Schachregeln sind sehr ausführlich gestaltet und kümmern sich um die Grundregeln des Schachs sowie tiefergreifendere Anliegen im Turnierschach. Gleichzeitig sind die Fide-Regeln nicht für alle Laien die Go-To-Ressource bei Schachfragen, weil diese sehr ausführlich gestaltet sind und die verwendete Sprache für alle Eventualitäten ausgestaltet ist und damit etwas kompliziert klingen kann. Wenn wir uns die Regelwerke zum Schach ansehen, die beispielsweise in Spielesammlungen mitgeliefert werden, müssen wir aufpassen. Sind Erklärungen zu "en passent" schlagen und zur kleinen und großen Rochade inbegriffen (beides wird weiter unten erklärt)?

Beim Einstieg ins Schachleben sind die Regeln des Spiels die Grundlage dafür, tiefer eintauchen zu können. Bei der Arbeit mit Starter*innen im Schach ist mir bisher aufgefallen, dass gerade die Regeln rund ums "en passent" Schlagen und um die Rochade entweder gar nicht oder nur teilweise gekannt werden. Solltet ihr euren Kindern oder Freund*innen Schachspielen beibringen, denkt bitte auch an diese Sonderregeln. Die Rochade ist bei vielen Erklärungen zu den "Goldenen Regeln der Eröffnung" direkt dabei, weil rochieren häufig wunderbar dazu passt, den König in Sicherheit zu bringen.

Wenn wir Schach am Computer spielen, werden uns teilweise die möglichen Züge bereits angezeigt oder das Programm lässt uns Züge, die nicht regelkonform sind, gar nicht ziehen. Doch spätestens am analogen Schachbrett ist es wichtig selbst zu wissen, welche Züge regelkonform sind und welche nicht. Natürlich lassen sich nicht alle Schachregeln von heute auf morgen "mal eben" lernen. Ich schreibe diesen Artikel hier nur, um nochmal darauf aufmerksam zu machen und vielleicht auch jemanden daran zu erinnern "da war noch was".

Was die deutsche Übersetzung der Fide-Regeln zu "en passent" Schlagen sagt:

  1. 3.7.3.1 Ein Bauer, der auf derselben Reihe auf einem unmittelbar angrenzenden Feld wie ein gegnerischer Bauer, der soeben zwei Felder von seiner Anfangsstellung vorgerückt ist, steht, darf diesen gegnerischen Bauern so schlagen, als ob letzterer nur um ein Feld vorgerückt wäre.
  2. 3.7.3.2 Dieses Schlagen ist nur in dem unmittelbar nachfolgenden Zug regelgemäß und wird „Schlagen en passant“ genannt.

Zur Rochade wird in den Fide-Regeln (Absatz 3.8) gesagt, dass der König zwei Felder auf den eigenen Turm zugeht und der Turm auf die andere Seite des Königs innerhalb desselben Zuges gestellt wird. Hierfür dürfen beide Figuren noch nicht bewegt worden sein und keine Figuren mehr zwischen dem König und dem Turm stehen. Zusätzlich darf der König bei diesem Vorhaben über kein Feld treten oder auf einem Feld landen, wo er angegriffen werden würde und darf auch auf dem Startfeld nicht im Schach stehen. Es gibt einmal die große Rochade und die kleine Rochade. Große Rochade wird die Rochade mit dem Turm genannt, der weiter weg von dem Startfeld des Königs steht. Kleine Rochade wird die Rochade mit dem Turm genannt, der dichter an dem König steht.

Spiele können dadurch entschieden werden, dass eine der beiden Personen am Brett den König mit einer Rochade hätte retten können, aber sich nicht mehr an die Möglichkeit erinnern konnte. Unangenehm kann es auch werden, wenn eine*r der Spieler*innen den/die Schiedsrichter*in heranzieht, weil gedacht wurde, dass ein nicht regelkonformer Zug ausgeführt wurde, in der Realität wurde aber einfach "en passent" geschlagen.

Da diese Sonderzüge und deren Besonderheiten nicht immer auf das Brett kommen, sollte beim Üben auch darauf geachtet werden, dass diese Themen auch immer mal wieder nochmal wiederholt werden. Es kann sein, dass sich jemand grob an das "en passent" schlagen erinnert, aber sich bei der Ausführung sehr unsicher ist. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass die*r Spieler*in diesen Zug so gut wie möglich versucht zu umgehen, obwohl gerade dies die Partie ins Positive ziehen könnte. So wie Spieler*innen, die gerne immer die Damen abtauschen, damit sie diese nicht mehr verlieren können, aber dies dann auch machen, wenn sie durch diesen Abtausch extrem in Nachteil geraten.

Euch auf jeden Fall viel Spaß beim Schachspielen und solltet ihr mit Kindern arbeiten, viel Erfolg dabei! Solltet ihr Bekannte haben, die Interesse an diesem Artikel haben könnten, teilt ihn gerne mit diesen.

Quellen:
Deutscher Schachbund (2023): Die Fide-Regeln: Deutsche Übersetzung & Authentic Version. https://www.schachbund.de/srk-news/neue-fide-regeln-ab-01-01-2023.html.

International Chess Federation (2023): “Fide laws of chess” in: Fide Handbook, https://handbook.fide.com/chapter/E012023.