Chess Tigers
WIM Lara Schulze im Schachtalk
Am 20. Juli 2025, dem Internationalen Tag des Schachs, war die Internationale Meisterin der Frauen Lara Schulze im Rahmen des 16. Schachtalks zu Gast. Im Austausch mit Michael Busse und Jonathan Carlstedt gab die 23-jährige einen differenzierten Einblick in ihre Arbeit als Leistungssportlerin, Trainerin und Psychologiestudentin – und sprach über Entwicklungen im Spitzenschach, denen sie mit Interesse, aber auch mit einem kritischen Blick begegnet.Zwischen Erfahrung und Entwicklung
Lara Schulze blickt auf eine ganze Reihe nationaler Titel zurück: Siege bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, Erfolge in klassischen und schnellen Disziplinen sowie regelmäßige Teilnahmen an internationalen Meisterschaften gehören zu ihrem Werdegang. Im Talk schildert sie ihre Herangehensweise an Training und Wettkampf – und spricht auch über Turniere, in denen sie unter ihren Möglichkeiten blieb.
Ein zentrales Element ihrer Vorbereitung ist die Zusammenarbeit mit Zahar Efimenko, der nicht nur ihr persönlicher Trainer ist, sondern seit kurzem auch das Amt des Bundestrainers übernommen hat. Die gemeinsame Arbeit sei geprägt von ruhiger Kommunikation und einer klaren Struktur.
Konzentration als Rahmenfrage
Im Gespräch wird deutlich, wie stark äußere Umstände das Spielgeschehen beeinflussen können. Lara Schulze befasst sich auch wissenschaftlich mit dem Thema Konzentration und Flow – ein Interesse, das sie aus ihrem Psychologiestudium mitbringt. Sie betont, dass räumliche Enge, Beleuchtung oder fehlende Ruhebereiche Faktoren sind, die im Wettkampfschach oft unterschätzt werden.
Was die Gegnerstruktur betrifft, zeigt sie sich pragmatisch: Ob offene Turniere oder Frauenevents – für sie steht die inhaltliche Herausforderung im Mittelpunkt, nicht die Einteilung nach Geschlecht.
Verein und Studium
Als Spielerin ist Lara Schulze seit einigen Jahren für Werder Bremen aktiv. Im Bundesligateam ist sie derzeit die einzige Frau. 2024 wurde sie mit dem Josef-Lutter-Preis des Vereins ausgezeichnet – eine seltene Form öffentlicher Anerkennung für eine Schachspielerin im Vereinskontext.
Abseits des Sports widmet sie sich psychologischen Fragestellungen – sowohl im Studium als auch in der Auswahl ihrer Fachlektüre. Besonders schätzt sie das Buch Die sieben Todsünden des Schachspielers von Jonathan Rowson, das Denkprozesse und psychische Dynamiken im Spiel in den Fokus rückt.
Sichtbarkeit als Aufgabe
Auf Plattformen wie Instagram, Twitch oder ihrer Website zeigt Lara Schulze Einblicke in Turnieralltag und Vorbereitung. Ziel sei es, jungen Spielerinnen den Zugang zum Schach zu erleichtern und einen realistischen Einblick in das Leben als Leistungssportlerin zu geben. Die Pflege dieser Kanäle sei aufwendig, aber aus ihrer Sicht notwendig, um Sichtbarkeit zu schaffen, die über Vereinsarbeit hinausreiche.
Zwischen Innovation und Sicherheit
Mit Blick auf das Freestyle Chess Turnier in Las Vegas spricht Schulze über die Chancen neuer Formate – und die damit verbundenen Risiken. Der Konflikt zwischen Zuschauerinteresse und Manipulationsschutz sei real, sagt sie, und verweist auf aktuelle Diskussionen etwa zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana. Transparenz auf der Bühne könne sinnvoll sein, müsse aber immer mit Sicherheitsfragen abgeglichen werden.
Was kommt als Nächstes?
In den kommenden Wochen nimmt Lara Schulze an Turnieren in Nordhausen und Bamberg teil. Für die Mannschafts-Europameisterschaft in Batumi hofft sie auf eine Nominierung – eine Entscheidung des Bundestrainers steht zum Zeitpunkt des Gesprächs noch aus.
Der komplette Schachtalk ist hier online abrufbar: (1) Lara Schulze im 16. Schachtalk am Sonntag. - YouTube
Der nächste Gast am 27. Juli: Laura Schalkhäuser, bekannt für ihre Arbeit als Schachaktivistin und Projektinitiatorin.
